Der Weltrekord-Bericht

Servus!
So langsam kehren die Lebensgeister wieder zurück. Wir sind stolz, aber auch noch ganz schön fertig. So richtig realisiert haben wir noch nicht, was wir geleistet haben. Dieser Langdistanz-Weltrekord (wir knackten die 300-km-Marke) ist wirklich brutal an die Substanz gegangen. Heute nach dem Aufstehen war zunächst nicht an Computer-Arbeit zu denken. Hände und Arme wollten noch nicht, wie wir wollten. Aber jetzt geht es langsam wieder...
Hier unser Weltrekord-Bericht:
Um drei Uhr in der Früh klingelte der Wecker. Die Wind-Prognose war gut. Sofort waren wir hellwach. Erwartungsfroh fuhren wir mit dem Boot zu der vorgelagerten Insel vor El Gouna. Nachdem wir alles vorbereitet hatten, ging es um Punkt 6:26 los.

Trotz 25 Knoten entschieden wir uns für die 13 Quadratmeter großen Kiteschirme. Die kosteten zwar viel Kraft, dafür hatten wir in den ersten drei Stunden einen Schnitt von 33 km/h! Doch danach ließ der Wind etwas nach - daher war die Wahl der großen Schirme goldrichtig!
Im Gegensatz zum bisherigen Weltrekordhalter Philipp Knecht wählten wir keine Downwinder, sondern blieben auf Halbwindkurs. Das war super anstrengend, dafür fuhren wir in kleineren Wellen.



Heftig waren die Passagen im Flachwasser. Da flitzten wir über riesige Korallenriffe, hatten nur wenige Zentimeter Wasser unter unseren Brettern. Wenn da einer von uns einen Sturz gebaut hätte, wäre sein ganzer Körper von Schnittwunden bedeckt gewesen.

Aber ab der achten Stunde kamen dann doch die Stürze hinzu. Zum Glück nicht über einem Korallenriff. Alex erwischte es dennoch einmal ziemlich schwer, er schluckte ordentlich Wasser und musste sich anschließend mehrmals übergeben. Krämpfe an Unterarmen und Beinen machten die Tortur noch härter. Die letzten 100 Kilometer waren die Hölle, aber dank unserer Freunde Tommy Kaiser und Kathi Laurenz, die uns vom Begleitboot aus über Funk ständig unterhielten, uns Mut zusprachen und mit Essen und Trinken versorgten, hielten wir durch. Um 17:45 hatten wir unser großes Ziel erreicht.
Hier die Rekordaten im Einzelnen:
Lukas 342,57 km
Philipp 308 km
Alex 304,36 km

Wir haben alle kleine Schnittwunden, als wir bei Stürzen über Muscheln schrammten. Hinzu kommt an den Beinen ein Jahrhundertsonnenbrand. Die Hände sind komplett offen vom Salzwasser. Bei der Überquerung des Roten Meeres werden wir auf jeden Fall Handschuhe tragen.
Unser Dank gilt unseren Sponsoren, die auch nach unserer gescheiterten Grönland-Expedition weiter an uns glaubten und vor allem unseren Liebsten, die sich ums uns sorgen und ihre eigenen Wünsche zugunsten unserer Expeditionen immer wieder zurückstecken.
Jetzt heißt es ordentlich regenieren, damit wir wieder fit für unsere zweite große Mission werden - die Überquerung des Roten Meeres!
Schöne Grüße in die Heimat!
Eure erschöpften Kitesurfer Philipp, Lukas und Alex
matthias.moedl - 11. Sep, 14:36